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„Fühle die Poren“ 

Günther Piesk

Als ich 1986 nach Probespiel an die Orchesterakademie des Berliner Philharmonischen Orchesters eingeladen wurde, war Solo-Fagottist Herr Günter Piesk mein Lehrer und Mentor. Günter Piesk war schon vor der Ära Herbert von Karajan Mitglied der Philharmoniker und für mich ein großartiger Lehrmeister, voller Erfahrungen, mit sehr viel altem Wissen und Anekdoten aus seiner philharmonischen Zeit seit Ende der 40er Jahre. Bis 1988 erlernte ich bei ihm, in allen Schritten per Hand Fagottrohre bauen. "Du musst lernen, die Poren im Holz zu fühlen" war sein Leitsatz für mich beim Fagottrohrbau. "Weggeschabtes Holz kannst du nicht mehr ankleben".

Als ich dann zu den Berliner Symphonikern wechselte, schenkte Günter Piesk mir zum Abschied eine sehr spezielle Facon. Bemerkenswert an ihr sind die zwei unterschiedlich geformten Seiten. Bis heute konnte mir keiner sagen, wie alt sie ist, wo und von wem sie hergestellt wurde. Diese spezielle Facon hat mir in den letzten achtundzwanzig Jahren als Musiker hervorrangende Ergebnisse beschert. Nun meine Fagottrohre anderen Fagottisten zu verkaufen, heißt für mich, diese Erfahrung weiterzugeben. Alle Facon der Firma Rieger, die ich für die Fagottrohrmanufaktur Berlin ausgesucht habe, orientieren sich an dieser speziellen Facon.

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